Ein düsteres Kaleidoskop zwischen Doom, Prog und Alternative - aber nicht ohne Längen
Mit Nightmares of Extensions if the Wakening legt Katatonia ein Album vor, das tief im Doom verwurzelt ist, sich aber nicht auf Genregrenzen beschränkt. Zwischen alternativen Klängen, progressiven Strukturen und melancholischer Schwere versucht die Band, ein vielschichtiges Klangbild zu zeichnen – mit wechselhaftem Erfolg.
Schon der Opener Thrice zeigt, wohin die Reise geht: Eine progressive Einleitung mündet in doomige Schwerfälligkeit – das ist atmosphärisch dicht, aber auch schwer verdaulich. The Liquid Eye bringt durch den Wechsel zwischen langsamen und rockigeren Passagen mehr Dynamik ins Spiel, wobei die progressive Note angenehm hervorsticht.
Wind of No Change überrascht mit balladesken Momenten und einem bombastischen Chorus, der fast schon überladen wirkt – ein emotionaler Höhepunkt, der für manche kitschig, für andere großartig sein dürfte. Lilac hingegen beginnt vielversprechend mit komplexer Progressivität, verliert sich aber gegen Ende in Beliebigkeit und wirkt zu langgezogen.
Temporal überzeugt durch gelungene Kontraste zwischen ruhigen Gesangspassagen und hymnischen Melodien – einer der stärkeren Tracks des Albums. Departure Trails, eine Doom-Ballade mit melodiösem Einschlag, dürfte Genre-Fans gefallen, bleibt aber Geschmackssache.
Mit Warden geht es wieder eine Spur rockiger zur Sache, wenngleich die schnelleren Passagen nicht wirklich überraschen. The Light Which I Bleed reiht sich ein als eher durchschnittlicher Doom-Rocker – solide gespielt, aber ohne neue Impulse. Das Gefühl der Wiederholung macht sich hier erstmals deutlicher bemerkbar.
Efter Solen stellt den Tiefpunkt des Albums dar: Eine beinahe sechsminütige Doom-Ballade, deren Länge nicht gerechtfertigt ist. Die elektronischen Spielereien zum Ende hin wirken eher wie ein Fremdkörper denn eine kreative Erweiterung. In the Event of bietet noch einmal eine Zusammenfassung dessen, was das Album ausmacht: der Wechsel zwischen bombastischen und ruhigen Momenten – typisch Katatonia, aber ohne große Überraschung.
Fazit:
Nightmares of Extensions if the Wakening ist ein handwerklich gut produziertes Album, das stilistisch zwischen Doom, Alternative und Progressive pendelt. Für eingefleischte Genre-Fans gibt es hier sicherlich viele Highlights – atmosphärische Dichte, emotionale Schwere und anspruchsvolle Strukturen. Wer hingegen mit Doom wenig anfangen kann, wird sich schnell an der Monotonie und den Längen stören. Insgesamt ein durchschnittliches Album, das hörbar bleibt, aber selten wirklich fesselt.
Wertung: 6/10